Flymaster Live C Test - das aktuelle Vario

Nutzertest des Flymaster Live C

Flymaster Live C
Am 10.5.2024 habe ich den Live C von Flymaster bekommen. Es ist der Nachfolger des "Live SD", den ich seit 2017 fliege. Besonders für Gleitschirmpiloten die auch Competition fliegen ist das Gerät gedacht, denn es hat einen eingebauten Tracker, welcher den Live Standort direkt in diverse Portale senden kann (xcontest, Flymaster Live Tracking,...). Damit benötigt man also kein zusätzliches Gerät. Eine Simkarte braucht man dafür übrigens nicht mehr, sie ist fest eingebaut und wird vom Hersteller freigeschaltet.
Das Display ist gut ablesbar und farbig, so dass man auch in meinem Alter (61) ohne Brille alles messerscharf lesen kann. Es lassen sich die einzelnen Seiten fast beliebig konfigurieren. Da macht man mit der kostenlosen FIM Software von einem PC oder Mac aus. Wie das aussieht findet man in diesem Video.
Das Gerät liegt gut in der Hand und ist sehr leicht. Der Kunststoff ist unempfindlich gegen Stöße und Kratzer. Die Tasten sind jetzt größer, besser zu klicken und in sich logisch. Nur die mittlere, sehr wichtige Taste im Kreis ist zu klein geraten. Sie ist mit Handschuhen kaum zu treffen und erfordert einen starken Impuls, der in manchen Cockpits nicht möglich ist, ohne das Gerät in beide Hände zu nehmen. Das ist nicht optimal, besonders während eines Wettbewerbs unter schwierigen Bedingungen. 
Auffällig ist die fehlende Hintergrundbeleuchtung, die viel Strom spart. Im Sonnenlicht ist es gut ablesbar, aber nur wenn man keine polarisierte Brille trägt (sonst sieht man nur eine schwarze Fläche). Das ist bei fast allen Fluginstrumenten so, insofern ist das nichts Besonderes, unterscheidet sich aber von den alten, klassischen Flymasters mit LCD-Display. Unter schwarzen Wolken wird es schon schwieriger, noch etwas abzulesen, oder auch zu Hause, wenn man keine direkte Lichtquelle benutzt, oder wenn man mit einer Sonnenbrille fliegt. Noch besser wäre ein entspiegeltes Display, aber das liefern auch andere Hersteller leider noch nicht.
Schön ist , dass die Feldbezeichnungen auf den einzelnen Seiten jetzt automatisch übersetzt werden, wenn man die Gerätesprache wechselt, auch wenn die Übersetzungen manchmal unglücklich sind.
Die Befestigung des Live C im Cockpit ist nun mit einem kleinen Bändchen und einem proprietären Stecker daran gelöst. Wenn man den Gegenstecker nicht hat, muss man ihn manuell befestigen... Sieht zwar besser aus, ist aber für mich kein Fortschritt. Besser fand ich den fest installierten Gummi, mit dem man die alten Flymaster einfach durch Schlaufen ziehen und sichern konnte. Die Variotöne sind deutlich höher als bei der Vorgängergeneration. Aber man kann sie einstellen. Leider nur über 400 Hz.
Das Weiterschalten zwischen den Seiten funktioniert jetzt mit der mittleren Navigationstaste, was ich eigentlich gut fände, wenn die Taste, wie oben gesagt, größer und leichter zu klicken wäre. Jeder Klick schaltet eine Seite weiter. Der Name der Seite wird jetzt oben rechts angezeigt, damit man weiß, auf welcher meiner Seiten man sich gerade befindet. Zum Beispiel „Thermik“, „ESS“ oder "Goal". Und natürlich kann man, wie immer bei Flymaster, einzelne Seitentypen aktivieren oder deaktivieren, so dass sie beim Umschalten gar nicht erst erscheinen, wenn man sie nicht braucht. Leider hat das bei mir nur über die Software funktioniert - im Gerät selbst konnte ich die Seiten nicht deaktivieren - obwohl es dort angezeigt wurde. Es ist wohl ein Bug.
Das Hochladen der Wegpunkte ist etwas gewöhnungsbedürftig, da zunächst nur die Datei mit den Wegpunkten in einem Verzeichnis landet, sie werden also nicht wie bei den alten Geräten direkt installiert. Man muss die Datei dann separat im Menü aufrufen und aktivieren. 
Das macht auch Sinn, weil so nicht alle alten und neuen Waypoints durcheinander kommen. Toll, dass man sie dann im nächsten Jahr wieder zur Verfügung hat, ohne sie neu laden zu müssen. Eine clevere Lösung, die im System nur noch etwas deutlicher dargestellt werden könnte. Auch hier ist die deutsche Übersetzung nicht ganz gelungen.
Schade ist, dass man mit der Software FEM nicht auf alle Einstellungen des Gerätes zugreifen kann. Das war beim alten B2 Designer besser gelöst. Aber vielleicht kommt das ja mit einem Update. Es ist ja noch eine Beta-Version.
Leider konnte ich meinen „Pilotennamen“ nicht vollständig eingeben, da die Anzeige aus dem Bildschirm herausläuft - vielleicht muss man dazu in den Landscape-Modus wechseln (im Menü fälschlicherweise „Topografie“ genannt, besser wäre „Querformat“ und „Hochformat“)? Und tatsächlich, im „Topographie“-Modus konnte ich meinen Namen vollständig eingeben.
Übrigens werden beim Wechsel von „Portrait“ zu „Topographie“ nur die jeweils dafür angelegten Seitendesigns angezeigt - also nicht einfach umgerechnet. Macht auch irgendwie Sinn, finde ich. Aber man fängt eben wieder von vorne an.
Es fällt an vielen Stellen auf, dass die Übersetzungen ins Deutsche teilweise immer noch nicht stimmen, obwohl ich schon vor Jahren eine korrigierte Version an den Hersteller geliefert habe. Leider sind meine Übersetzungen ignoriert worden. Teilweise wurden die Übersetzungen schon von älteren Geräten falsch übernommen. Die Wortwahl ist oft so unglücklich dass die Darstellung im Hochformat nicht vollständig möglich ist.
Die Funktion „bei Landung aus“ funktioniert bei mir nicht. Auch „Auto off“ wird ignoriert und man muss das Teil selbst ausschalten. Ansonsten bleibt das Gerät an und piept. Um es auszuschalten, musste ich tatsächlich im Handbuch nachlesen, wie das geht.

Die Eingabe von Competition-Tasks

An dieser Stelle sind andere Hersteller einen Schritt weiter, denn man kann bei diesen z.B. einfach einen vierstelligen Code eintippen, wenn man eine Online-Verbindung hat und schon ist der Task aktiviert - oder einen QR-Code scannen. Leider geht das mit dem Live C noch nicht. Wenn also niemand die Task manuell eingibt und zum Flymaster Server schickt, muss man jeden Waypoint selbst eingeben. Zudem müssen dafür die Waypoints vorab manuell auf das Gerät gespielt werden, was bei der Konkurrenz wegfällt.. Hier wäre es schön, denn die Handy Software dazu genutzt werden würde einen QR-Code zu scannen oder den Code einzugeben und die Daten per Bluetooth and das Live C gesendet würden. Ohne Waypoint Dateien laden zu müssen. Leider hatte mein Testgerät der ersten generation das Problem, dass eine korrekt eingegebene Task nicht aktiviert wurde. Mehrere Anfragen bei Support blieben diesbezüglich ungelöst. Schade, denn genau dafür hätte ich das Gerät gebraucht.

Die Verwaltung der Karten

Die FIM-Software fordert dazu auf, die SD-Karte zu entfernen, wenn man Karten aktualisieren will - warum? 
Noch weniger verständlich ist der folgende Vorgang, bei dem man zwar Quadranten anklicken kann, die dann auch als „GB“(sic) angezeigt werden. Dann wird man aber wieder aufgefordert, die Karte zu entfernen, lange bevor so viele Daten geschrieben werden konnten... Es ist danach auch nicht mehr überprüfbar, welche Kartendaten nun vorhanden sind... Etwas unübersichtlich, das Ganze.

Flymaster Link" - die Software fürs Smartphone

Eine tolle Idee! Die Kopplung mit dem Handy funktioniert automatisch, nachdem das Gerät in das Flymaster.net integriert wurde. Hier lassen sich viele Einstellungen einfacher vornehmen als am Gerät selbst. Aber es fehlen noch die o.g. Funktionen für die schnelle Eingabe von Tasks.

Das Variometer

Die Empfindlichkeit des Varios wurde deutlich verbessert. Wenn man es ein paar Zentimeter nach oben oder unten bewegt, zeigt es sofort jeden cm an. Ähnlich gut wie beim XC Tracer mini, den ich als Referenz dabei hatte.

Die Zentrierhilfe für die Thermik

Sie ist für mich die größte Stärke aller Flymaster - ich kenne keine bessere Lösung als den kleinen Punkt in die Mitte des Thermikkreises zu bringen. So lässt sich jeder Bart perfekt einloggen! Dank des besseren Displays sieht man es noch besser.

Entdeckte Bugs

1. Viele Übersetzungen ins Deutsche sind zu lang und werden deswegen nicht komplett dargestellt, wenn man den Portrait Modus anhat. Zum Beispiel unter Geräte Einstellungen der erste Punkt: auf Werkseinstellungen….
2. Das Gerät wurde bei mir leider nicht automatisch von FIM von MacOS Sonoma erkannt.
3. die Liste von Waypoints verhindert es beim scrollen am unteren Bildschirmrand manchmal einen Waypoint überhaupt lesen zu können. Man kann nicht beliebig hoch und runter scrollen, manche waypoints werden einfach gar nicht angezeigt. Ein klarer Bug.
4. Nach dem Aktivieren einer Task und dem Start wurde die Task nicht im Gerät angezeigt. Für mich völlig unerklärlich, nachdem die gesamte Task komplett eingegeben und vom Flymaster-Server sogar übernommen wurde.
5. Das Eingeben von z.B. Höhen ist auf dem Gerät selbst sehr langwierig, weil die das Hoch- und Runterzählen leider nicht, wie bei älteren Geräten, bei längerem Drücken beschleunigt. So dauert es mehrere Minuten u, z.B. die Höhenbegrenzung zu aktivieren, weil man von 0 auf 3.300m ewig braucht um das einzustellen. Man sollte das deswegen jedenfalls vorab per FIM auf dem Desktop einstellen, hier kann man Werte direkt eingeben.
6. „Layout Error“ wenn ich eine Seite im FIM update und zum Gerät senden möchte.
Klickt man hier „Nein“ wird die Seite trotzdem korrekt übertragen.
7. Es fehlt im FIM die Anzeige des Namens der Seite - das macht das ändern etwas tricky. Eine Seitenliste vermisse ich auch, auf die ich direkt klicken könnte.
8. Witziger Bug: Ruft man im Menü „Uhrzeit“ auf, gelangt man zu Integrationszeit und zum IGC-Aufzeichnungsintervall - aber man kann auch die UTC-Zeitzone hier einstellen.
9. Der Stromverbrauch des FIM ist auf einem MacBook relativ hoch - der Lüfter läuft ununterbrochen.
10. Immer wieder sagt das Gerät z.B. „100 m“ - ohne dass ein Grund dafür vorliegt (keine Lufträume in der der Nähe, Lufträume aktuell, Gerät war frisch kalibriert, Höhenangaben und QNH korrekt).
11. Diese Beschreibung ist falsch! Der kleine Pfeil 6 gibt die Windrichtung an!
12. Die Auswahl von Airspaces im FIM ist relativ leicht - aber warum wird man, nach dem markieren der Airspaces, nach dem Namen derselben gefragt, sie haben doch alle einen!?

Fazit zum Live C

Dies Stärken des Live C sind das gute Vario, die beste Zentrierhilfe und die freie Konfiguration von Seiten. Schon die serienmäßigen Seitentypen sind sehr durchdacht und einzelne Felder lassen sich leicht tauschen. Auch die Trackingfunktion ist prima. Das Gerät läuft sehr Stromsparend mehrere lange Flugtage, ohne nachladen zu müssen. Das Display ist prima. Leider hatte mein Gerät noch viele Bugs - ebenso wie die FIM Software. Das ist schon sehr enttäuschend, da das Gerät schon länger auf dem Markt ist. Noch tragischer finde ich, dass der Hersteller sehr ignorant auf meine Fehlermeldungen oder Übersetzungsvorschläge reagiert hat. Hier würde eine offenere Reaktion zur deutlichen Verbesserung des grundsätzlich guten Gerätes führen. Angesichts des relativ hohen Preises muss es sich mit den Naviter-Geräten batteln - und das dürfte ein schwerer Kampf werden. Ich hoffe einen Test des Naviter Omni nachliefern zu können. Autor: Christian R. Schebitz